Erfahrt hier etwas mehr zur Geschichte der Hexe.

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Woher kommt der Begriff Hexe ?

Im Brockhaus ist eine Hexe folgendermaßen definiert:

„Hexe, im Volksglauben zauberkundige Frau, die über »okkulte« Kräfte verfügen soll; nimmt an dem Hexensabbat auf dem Blocksberg teil. Die Kunst der Hexe soll am wirksamsten sein in der Walpurgis-, Oster- und Johannisnacht, in den Zwölf Nächten, am Georgs- und Andreastag. – Gegen Ende des Mittelalters steigerte sich der Hexenglaube zum Hexenwahn; kirchliche und staatliche Gesetzgebung führten besonders im 14. bis 17. Jahrhundert zu ausgedehnten Hexenverfolgungen (nur vereinzelt Einspruch, so durch F. Spee von Langenfeld, C. Thomasius) und zahlreichen Hexenprozessen. Die oft durch Folter zum Geständnis gezwungenen und als Hexe verurteilten Frauen wurden verbrannt (letztmals 1782 in der Schweiz).“


teufelsconventDie am weitesten verbreitete Herleitung des Wortes Hexe stützt sich auf das althochdeutsche Wort hagazussa, was soviel wie Zaunreiterin bedeutet. Die Hexe scheint also ein Wesen zu sein, das auf Hecken und Zäunen haust.

Eine andere Übersetzung oder Deutung zerlegt das Wort hagazussa: hag = Rodung, Feld, Flur und zussa = die Schädigende. Eine Hexe ist demnach „die das (bebaute) Feld Schädigende“.

In antiken Darstellungen finden sich bereits verwandte Bezeichnungen. So gibt es z.B. im Lateinischen das Wort strix, was soviel wie Eule bedeutet. Die Bibel spricht von bacularia (Besenreiterin), lamia (Nachtungeheuer), venefica (Giftmischerin) und ähnlichem.

Allem Hexenglauben gemein ist die Betrachtung der Hexerei als Gegensatz zur Ethik und den Verhaltensnormen der Gesellschaft.

Derartige Vorstellungen finden sich schon in der Antike, wo Thessalien als Hexenland fungierte, bei den Germanen und anderen alteuropäischen Völkern, ja selbst im Orient. Es bestand die Vorstellung von weiblichen Unholden, an die der spätere Volksaberglaube anknüpfen konnte. Heute noch geben Bezeichnungen wie Hexenschuss, Hexenkraut oder Hexenbesen Zeugnis vom mittelalterlichen Hexenwahn.

Im frühen Hochmittelalter fand dann eine Vermischung des christlichen Teufelsglaubens mit den vorchristlichen Vorstellungen statt: Eine Hexe war nun kraft Gesetzes ein Wesen, welches mit dem Teufel Unzucht trieb. Merkmale für das Dasein als Hexe waren abweichende Augenfarben (z.B. hellblaue Augen bei dunkelhäutigen Menschen), rote Haare, Sommersprossen, Warzen, Muttermale und ähnliches. Diese Vorstellung wurde auch durch die Literatur (Hexenhammer von 1487) definiert und festgeschrieben.

Die Hexenverfolgung

Wie bereits der Auszug aus dem Brockhaus zeigt, verbreitete sich von etwa 1350 bis zum Ende des 17. Jahrhunderts ein Hexenwahn, in dessen Folge viele unschuldige Menschen auf dem Scheiterhaufen endeten. Es waren vornehmlich Erwachsene, mehrheitlich Frauen, die als Hexen verbrannt wurden; die Zahl der verurteilten männlichen Hexer liegt bei ca. 10 – 15%.


haengefolterDie so verurteilten Frauen und Männer, welche im Verdacht standen, sich der Hexenkünste zu bedienen, mussten als Sündenböcke für Naturkatastrophen, Krankheiten, Seuchen und ähnlichen Dingen herhalten. Man untersuchte die Beschuldigten auf Symptome, die ihr Hexendasein und den Pakt mit dem Teufel beweisen sollten. Eines dieser Symptome war ein schmerzunempfindliches Mal am Körper, das ihnen vom Teufel persönlich aufgedrückt worden sein soll. Der Beweis war erbracht, sobald ein solches Mal gefunden war. Ein weiterer Beweis war die Existenz von zusätzlichen Brustwarzen, die zum Säugen der Hausgeister und Dämonen dienten. Die Hexen waren nach der damaligen Überzeugung unfähig zu weinen und sie mussten nach damaligem Wissenstand ungewöhnlich leicht sein, um fliegen zu können. Das Wiegen selbst wurde von Ort zu Ort unterschiedlich gehandhabt. In einem Dorf wog man die Verdächtigen gegen die dicke Bibel der Pfarrkirche auf – schlug die Waage zugunsten der Person aus, so betrachtete man sie als unschuldig. Anderen Ortes musste sich der Verdächtigte mit einem festgelegten Gewicht genau im Gleichgewicht halten, was so gut wie unmöglich war. Oft reichte schon ein Gerücht oder eine falsche Aussage, um eine der Hexerei beschuldigte Person zu verurteilen. In  anderen wurden die absurdesten Prüfungen vorgenommen, um die verdächtigte Person der Hexerei zu überführen. So gab es z.B. die Wasserprobe, die vornehmlich in England praktiziert wurde: Dem Betroffenen band man Hände und Füße zusammen und warf ihn anschließend für einige Zeit ins Wasser. Überlebte die Person, galt sie als Hexe, ertrank sie, so war sie unschuldig. In einigen Gegenden warf man die Verdächtigen von Klippen. Nur eine Hexe konnte einen solchen Sturz überleben.


DaumenschraubenIn den meisten Ländern des europäischen Kontinents wurde die Folter ausgiebig angewandt. Sie stellt wohl die schlimmste Form des Hexenwahns dar. Das genaue Ausmaß ihrer Anwendung lässt sich aber nicht mehr erfassen, da nur wenige Dokumente erhalten geblieben sind, aus denen ersichtlich ist, welch grauenhafte Foltermethoden Anwendung fanden. Die Folter selbst wurde damit gerechtfertigt, dass die Hexerei ein einzigartiges Verbrechen an Gott und der Kirche sei. Da es enorm schwierig war, dieses „Verbrechen“ zu beweisen, war ein Geständnis enorm wichtig. In den meisten Fällen war ein Schuldbekenntnis nur über die Folter zu erzwingen. Nur durch den Nachweis einer Vielzahl von Geständnissen, konnte die Bedrohung durch das Hexenwesen  glaubhaft gemacht werden.
Schon lange Zeit vor der eigentlichen Hexenverfolgung hatte die Anwendung der Folter den Zweck, das Böse auf der Welt zu vernichten. Das körperliche und geistige Leiden der „Verbrecher“ war zu einer Befriedigung und fast zur Hauptbeschäftigung der kirchlichen und weltlichen Gerichte geworden. Die Betroffenen wurden entkleidet, gefesselt und geschlagen. Mitunter wurde ihnen versalzenes Essen vorgesetzt, wobei jegliche Aufnahme von Flüssigkeit untersagt war. Sie konnten auf die Streckbank gelegt und so lange mit Seilen auseinandergezogen werden, bis die Muskeln rissen. Junge, hübsche Frauen wurden nicht selten von den Wärtern und Henkern vergewaltigt.

Eine weitere Foltermethode war die Daumenschraube (siehe Foto oben). Dabei handelte es sich um eine Art Schraubstock, der dem Verdächtigen vom Folterknecht an den Daumen geschraubt wurde. So wollte man ein Geständnis regelrecht aus ihm herausquetschen. Weitere Methoden waren das zwanghafte Trinken von Weihwasser auf leeren Magen oder das Aufbinden auf ein Wagenrad, um dieses danach entsprechend zu bewegen.

Sollten all diese Versuche gescheitert sein, so wurden den Betroffenen die Hände und Füße abgehackt, die Augen ausgebrannt und weitere grauenhafte Dinge angetan. Sobald ein Gefangener während der Folter starb, so war der Teufel persönlich der Erlöser für seinen Diener.

HexenfeuerDie Folter führte in den meisten Fällen zu einem „Geständnis“. Zwei oder drei Tage später folgte die Hinrichtung. Dabei ist die Hexenverbrennung auf dem Scheiterhaufen die wohl bekannteste Form der Austreibung. In England und Neuengland (Vereinigte Staaten von Amerika) wurden die Überführten gewöhnlich gehängt. Es herrschte der Glaube vor, dass der Körper der Hexe nach Möglichkeit vollständig vernichtet werden musste, um weiteres Unheil zu verhindern. In manchen Gegenden hielt man es für richtig, alle Ketzer und Hexen zu köpfen und ihren Körper anschließend zu verbrennen.

Dem Hexenwahn fielen mindestens 100.000 Menschen, meist Frauen, zum Opfer. Manche Forscher halten auch die doppelte Zahl für realistisch. Gelegentlich wird vermutet, dass dem Hexenwahn mehr als 1 Million Menschen zum Opfer fielen. Die Zahl lässt sich nur schwer schätzen, da nur wenige Prozessunterlagen aus jenen Jahrhunderten erhalten sind.

Die Gründe für den Hexenwahn und die Hexenverbrennung sind vielschichtig:

–   Angst vor dem Wiederaufleben von Ketzerbewegungen („Katharer“, vor allem aus Frankreich im 12. Jahrhundert)

–   Frauenfeindlichkeit und Frauenhass (auch religiös begründet)

–   eine allgemeine Dämonisierung des Lebens; ab dem 10. Jahrhundert wuchs der Teufels- und Dämonenglaube immer mehr. Er blieb auch im 16. Jahrhundert, im Zeitalter der Reformation, durchaus bestimmend. Selbst Martin Luther teilte den Hexenwahn seiner Zeit. Während seines Wirkens in Wittenberg wurden dort immer wieder Hexen verbrannt.

Das Ende des Hexenwahns bahnte sich nur langsam seinen Weg in das Bewusstsein der Menschen. Als entscheidender Vorkämpfer gilt heute der Jesuitenpater Friedrich von Spee (1591 – 1635).

Die Warenbachhexen

Heute sind wir froh, dass dieser Jesuitenpater Spee gelebt hat. Können wir uns doch durch sein Wirken sicher und frei fühlen. Selbst der Besuch des Blocksberges ist uns ohne Einschränkung möglich. Die letzte Hinrichtung einer Hexe im deutschsprachigen Raum fand im Jahre 1782 in der Schweiz statt. Nur die Älteren unter uns erinnern sich noch mit Schaudern an diese grausame Zeit.

Hexen-kniendAuf Fastnachtsveranstaltungen sind wir heute gern gesehene Gäste, treiben unser Unwesen, reiten auf unseren Besen (wobei in der modernen Zeit die Erkenntnis Raum griff, dass das Körpergewicht beim Fliegen eine nur untergeordnete Rolle spielt, viel wichtiger sind Form und Leistung des verwendeten Besens – siehe hierzu auch Ausführungen in den okkulten Büchern des Harry Potter). Auch haben wir den Lauf unserer Geschichte ad absurdum geführt – wenn heute jemand foltert, dann sind das wir und nicht mehr umgekehrt!

Unser Nachwuchs erblickt das Licht der Welt, im Gegensatz zur vorherrschenden Lehrmeinung, als normal veranlagter Mensch. Zur Hexe wird er durch seinen Glauben und sein Wirken, nicht durch seine Gene.

Aber bei allem Fortschritt sind wir auch in der Neuzeit immer noch gezwungen, unser Antlitz hinter einer Maske zu verbergen und uns in einem Kostüm zu verstecken.

Hexen sind wir das ganze Jahr !
Dazu stehen wir, da braucht es kein Geständnis !
Zeigen und ausleben tun wir’s an der Fastnacht –
dem Brauchtum sei Dank !